„Zwei Karten für Studenten.“
Horst zog die Augenbrauen hoch, zog seine dunkle Nickelbrille auf die Nasenspitze und musterte den jungen Mann vor der Glasscheibe über seinen Brillenrand hinweg.
„Zweimal Student, soso“ Er lies seinen Blick weiterschweifen und sah hinter dem jungen Mann eine junge Frau stehen, die sich gerade zu einem Mädchen mit dunklen, langen Zöpfen umgedreht hatte.
Ein Pärchen also.
Horst schnaubte. Er konnte es nicht leiden, wenn frisch verliebte Pärchen in die Nachmittagsvorstellungen gingen. Immerhin kamen nachmittags die Kinderfilme. Diese Pärchen interessierten sich meist nicht für die Filme, sondern saßen lieber knutschend auf einem der Zweisitzer. Horst hatte schon Enkelkinder. Die waren zwischen 5 und 8 Jahren alt. Musste es sein, dass Kinder in dem Alter knutschende Pärchen beobachten müssen anstatt sich in Ruhe ihren Film anzusehen?
Er sah sich den jungen Mann noch einmal genau an, als er ihm die beiden Karten unter dem Glas durchschob. Was er wohl studierte? Dem langen, schwarzen Trenchcoat und dem roten Halstuch nach zu urteilen wohl irgendetwas Extravagantes. Sein Dreitagesbart unterstrich das legere Auftreten, wirkte allerdings nicht ungepflegt. Horst seufzte, dem Äußeren nach zu urteilen war der junge Kerl sicherlich der Typ der im abgedunkelten Kinosaal sein Mädchen verführen will – ganz egal ob es eine Kindervorstellung war oder nicht. Als er das Wechselgeld durchreichte trafen sich für einen kurzen Moment ihre Blicke. Überrascht sah er in zwei offene, helle Augen, die ihn mit einem gewinnenden Lächeln ansahen. Er konnte nicht anders und nickte dem Kerl kurz zu bevor er sich der nächsten Kundin zuwandte. Vielleicht war er ja doch nicht so verkehrt. Er nahm sich vor von der Vorführkammer aus die Beiden im Auge zu behalten.
Als die Mutter für sich und ihre Tochter die Karten gekauft hatte, zwinkerte er dem Mädchen zu:
„Wie alt bist Du denn?“
„Sechs“
„Ah, dann gehst Du schon zur Schule, stimmts?“
Das Mädchen nickte. Horst hob kurz die Hand, um den beiden zu bedeuten einen Augenblick zu warten.
„Ich glaube, ich hab da noch was für Dich“
Das Mädchen streckte ihren Kopf und ging auf die Zehenspitzen. Sie ließ keine seiner Bewegungen aus den Augen. Als sie das große Glas mit den vielen, bunten Gummibärchen in seiner Hand sah huschte ein Lächeln über ihr Gesicht. Mit einer langen Pinzette griff Horst ein paar Bärchen und legte sie in ihre ausgestreckte Hand.
„Dann wünsch ich Dir und Deiner Mutter viel Spaß beim Film.“
„Danke“ Sie schob sich gleich ein Bärchen in den Mund. Ein Rotes.
Die Mutter nickte ihm lächelnd zu und schob dann ihre Tochter in Richtung Kinosaal.
Horst sah den beiden nach. Es war nicht viel los heute Nachmittag. Seufzend schlug er seine Zeitung auf und wartete, ob vielleicht noch ein paar Kunden kommen würden.
Oje,
AntwortenLöschenhatte am Wochenende Dienst und fast verpeilt, dass heute ja schon wieder Montag ist.
Die Geschichte ist jetzt so auf die Schnelle entstanden, deshalb sicher auch nicht eine der Besten.
Trotzdem viel Spaß beim Lesen!
Gruß
Kryps