Mittwoch, 30. März 2011

Wer wir sind...


Gib mir mehr Wein! Denke ich und strecke meine Hand nach der Flasche aus. Dabei ist meine Zunge doch jetzt schon schwer.
Worte – so viel was ich Dir sagen wollte, aber mein Kopf ist leer. So viel, was ich nicht sagen will, doch meine Zunge badet im Wein.
Egal! Ich grinse breit zu Dir an das andere Ende des Tisches, die Flasche fest in der Hand. Willst Du auch noch einen Schluck? Komm, Junge, trink! Vergiss Morgen! Was zählt ist das Jetzt, darauf lass uns die Gläser heben! Ich schenke Dir nach und lächle Dich an. Dein Blick fängt meinen ein. Für eine Sekunde hört mein Herz auf zu schlagen. Im nächsten Augenblick lache ich laut auf. Noch ein Wimpernzucken und fort ist Dein Blick.

Auf Dein Wohl, mein Freund! Mein Freund? Jetzt liegt mein Blick auf Dir. Mein Freund? Was weiß denn ich wer Du bist? Und was weißt Du schon von mir? Versuche in Deinen Augen zu lesen. Mich in Deinen Augen zu spiegeln. Jetzt bist Du es, der lachend mit der Wimper zuckt. Klirrend stoßen unsere Gläser aneinander. Im Kerzenschein sehe ich, dass nicht mal Dein Glas sich in meinem spiegelt. Ach, egal! In einem Zug leere ich meines. Hebe die Flasche – willst Du auch noch einen Schluck? Lass uns noch einmal die Gläser füllen! Schließe kurz meine Augen in der warmen Umarmung des Weins. Öffne sie und lächle zu Dir hinüber. Was bleibt nach so einem Abend? Ich kann ihn schon schmecken, den schalen Geschmack des Weins, morgen früh, wenn Du längst wieder fort bist. Aber wir sind jetzt! Und wir sind hier! Heute Abend lass uns trinken und feiern als wäre es das Letzte, was wir jemals tun würden. Als gäbe es kein Morgen. Einfach nur so tun, als würden wir uns kennen.
Auf Dein Wohl! Und auf das Meine!