Freitag, 17. April 2020

Wolkenschwer

Was ich am Ostermontag so gemacht habe? Ich habe ein Lied umgeschrieben! :)
Aber bevor ich euch reinhören lasse, erzähle ich euch ein bisschen etwas darüber, was mich im Moment gerade beschäftigt. Wen das nicht so interessiert, kann einfach bis zu dem MP3 Link runterscrollen und den Rest ignorieren! ;) Have Fun!



Seit ich die Leseprobe für das Kinderbuch noch einmal neu geschrieben und überarbeitet habe, bin ich nicht mehr richtig ins Schreiben gekommen.
Das hat einmal mit der aktuellen Situation zu tun, der Pandemie. Sie macht mich sprachlos. Seit Anfang des Jahres verfolge ich die Ereignisse, kann vieles nicht begreifen und habe lange gehofft, dass das Virus rechtzeitig eingedämmt werden kann, bevor es sich weltweit ausbreitet.
Das konnte es leider nicht. Die Ausmaße, die die Situation bisher erreicht hat, die Diskussionen, die geführt werden und die Entscheidungen, die getroffen werden müssen, machen mich sprachlos.

Als ich mit meinen Mädels über die Schulschließungen gesprochen habe, wurde mir bewusst, dass in Deutschland so eine extreme Situation seit dem zweiten Weltkrieg nicht mehr vorgekommen ist. Ich habe bisher noch nie erlebt, dass die Schule außerhalb der Ferien über Wochen zu war. Oder dass ich meine Freunde wochenlang nicht mehr sehen konnte.
Mir wurde auch bewusst, wie verletzbar wir sind, trotz unseres technischen und medizinischen Fortschrittes. Offensichtlich kann der Fortschritt in manchen Bereichen sogar zum Problem werden. Wenn man an die Schweinegrippe 2009 zurückdenkt weiß man, dass auch unsere Massentierhaltung die Entstehung neuer Viren begünstigt und die Tiermärkte in China nicht das einzige Risiko sind.

Aber die Pandemie ist nicht der einzige Grund, weshalb ich mir schwer getan habe zu meiner Zeitloopgeschichte zurückzukehren und die Rohfassung fertigzustellen. Es gibt noch einen weiteren, persönlicheren Grund.

Für mich sind im Moment viele Fragen offen. So habe ich beispielsweise trotz einer Agentur seit der Veröffentlichung meiner "Wenn du vergisst"-Trilogie keinen Verlagsvertrag mehr bekommen. Dem gegenüber habe ich in dieser Zeit allerdings die Rohfassungen von zwei Jugendbuchmanuskripten ("Aale angeln" & "Wir wollten Alles sein"), den ersten Teil meiner auf drei Teile geplanten Assassinengeschichte, sowie die halbe Zeitloopgeschichte und den Anfang des Kinderbuchs fertig gestellt.
Manchmal frag mich jemand: Schreibst du eigentlich mal wieder was?
Ich muss dann lächeln und antworte: Ich schreibe immer, aber verkauft habe ich bisher nichts mehr.

Und hier spielt die aktuelle Situation wieder in meine persönliche hinein. Wenn es bisher schon schwierig war, eines meiner Projekte an einen Verlag zu verkaufen, wird es in den nächsten Monaten sicher nicht leichter. Schließlich haben die Verlage mit dem Ausfall der Leipziger Buchmesse und der wochenlangen Schließung der Buchläden Verkaufseinbrüche, und ich habe gehört, dass z.T. Titel verschoben werden. Was wiederum bedeutet, dass der Bedarf nach neuen Titeln sinkt, denn Programmplätze sind nun mal begrenzt.
Eine zweite Strömung, die ich interessiert beobachte, ist, dass viele Verlage scheinbar darauf achten, wie viele Follower ein potentieller Autor auf seinen social Media Kanälen hat. Ich kann den Gedanken nachvollziehen, dass jemand mit x-tausend Followern bei gleicher Werbung sicher mehr Buchverkäufe produziert als jemand, der völlig unbekannt ist. Nur habe ich leider keine x-tausend Follower und erwarte mir in absehbarer Zukunft hier auch nicht besonders viel Zuwachs. :)

Also stellt sich mir die Frage, wozu ich mir den Stress mache und einen Großteil meiner Freizeit ins Schreiben investiere. Wie lange will ich noch auf einen weiteren Verlagsvertrag warten? Warum mache ich mich davon überhaupt abhängig, wenn die Chancen doch so gering sind und im Moment für mich eher noch weiter sinken?
Soll ich aufhören zu schreiben, oder soll ich einfach mein Glück selbst in die Hand nehmen und eines meiner Projekte im Self Publishing herausgeben? Lohnt sich das? Da müsste ich neben der Schreibzeit noch finanziell investieren. Und hier komme ich wieder auf die Anzahl meiner Follower zurück, die mir deutlich macht wie gering meine Reichweite ist.
Denn wenn ich ins Self Publishing gehe bräuchte ich entweder eine richtig gute Marketingstrategie, um die Chance zu haben überhaupt von potentiellen Lesern wahrgenommen zu werden, oder es wird ein zeitliches und finanzielles Draufzahlgeschäft. Bücher von Self Publishern liegen ja in der Regel auch nicht im lokalen Buchhandel aus und können so auch nicht zufällig von potentiellen Lesern entdeckt werden. Klar gibt es hier Ausnahmen, aber das sind eben Ausnahmen auf die ich mich nicht verlassen kann.

So, genug davon. Wie oben angekündigt hatte ich an Ostermontag spontan Lust ein Lied umzuschreiben. Diesmal habe ich mir Bird set free von Sia ausgesucht. Ich habe euch das Video mit dem Liveauftritt verlinkt, weil ich den Tänzer so cool finde! ;)
Retrospektiv hätte ich mir vielleicht nicht gerade ein Sia-Lied aussuchen sollen ... so rein Gesangstechnisch *lalalalaaa*

Hier ist meine umgeschriebene Version:



Vielleicht sollte ich echt mal Gesangsstunden nehmen, wenn ich noch öfter Lieder umschreibe. Zum Glück habe ich immerhin inzwischen "Reverb" in meinem Musikprogramm entdeckt. Das Programm hat allerdings immer noch viel zu viele Funktionen, die ich nicht verstehe!!!
Mein persönlicher Privatlektor hat schon gemeckert. Auch, dass ich interessanterweise beim Singen viel mehr Fränkle als wenn ich spreche ... Sorry
Vielleicht sollte ich euch einfach den umgeschriebenen Liedtext zur Verfügung stellen, dann könnt ihr selbst singen und müsst mich nicht anhören! :D

Hier wenigstens zwei kurze Ausschnitte, zum Mitsingen:

Sind wir denn unsterblich?
Denkt jeder nur an sich?
Es ist irrtümlich
Worauf kommt es an?
Wer hat die Wahl?
Oh du hast keine Wahl oh

Hast du Angst dich zu entscheiden, wer
leben soll, wer nicht, menschenleer
Priorität
Wer ist begehrt?
Du suchst dein Herz
bist wolkenschwer

Wie geht es euch mit der momentanen Situation? Und wie geht es euch denn überhaupt gerade? Was beschäftigt euch?

Liebe Grüße,

Kryps

3 Kommentare:

  1. Cool, deine Neuinterpretation :)

    Ich finde die Situation auch gruselig. Am schlechtesten umgehen kann ich mit dem Punkt, dass man so überhaupt nicht weiß, wann wieder Normalität einkehren wird - und wie die dann noch aussehen kann, wenn der Ist-Zustand noch viel länger anhält oder sich sogar verschärft :(

    Deine Sorgen zum Thema Schreiben kann ich so gut nachvollziehen! Gerade das mit dem Influencer-Autorentum setzt mir auch echt zu. Das meine ich jetzt nicht generell, aber ich glaube, dass es schwer ist, wirklich gute Geschichten zu produzieren, wenn man gleichzeitig so viel mit der Selbstpräsentation im Netz beschäftigt ist (auf mich würde das auf jeden Fall zutreffen).
    Ich selbst mache mir auch zurzeit viele Gedanken. Wie soll es mit dem Schreiben weitergehen, gerade auch neben der Vollzeitstelle, die inhaltlich irgendwo doch sehr nah dran ist? Wo kann und möchte ich mit meinen Projekten hin? Wäre es ein Fehler, eine Pause einzulegen und eine Weile vor mich hinzuschreiben? Und und und ...

    Liebe Grüße
    Evelyn

    PS: Wahrscheinlich nicht unbedingt interessant für dich, aber ich suche für unseren Kleinverlag nach Jugendromanen, die - egal, ob zentral oder am Rande - das Thema Glaube und/oder christliche Werte vermitteln :D

    AntwortenLöschen
  2. Hallo Evelyn,

    leider spielen die Themen Glaube oder christliche Werte keine wirkliche Rolle in meinen Projekten.
    Solange es für Deinen Verlag okay ist, wenn Du evtl. anderswo veröffentlichst und Du weiter Lust und Zeit für Deine Geschichten hast, solltest Du auf alle Fälle weiterschreiben! Ich bin jedenfalls schon sehr gespannt auf Dein neues Projekt. :)

    Ja, ich hab auch keine Energie für zu viel Social Media. Klar schaue ich mir gern mal die Beiträge von anderen an, aber auch nicht täglich, das frisst mir einfach zu viel Zeit weg. Das sind dann natürlich keine guten Voraussetzungen, um sich eine solide Followerzahl aufzubauen. Aber ich denke, da ist jeder ein bisschen anders und kann mir schon vorstellen, dass Präsentation im Netz nicht unbedingt guten Geschichten entgegensteht. Es kommt halt darauf an, wofür man sonst seine zeitlichen Ressourcen noch braucht/nutzt.

    Viele Grüße zurück & bleib gesund!

    Heidrun

    AntwortenLöschen
  3. Hab ich mir gedacht, aber falls dir mal jemand über den Weg läuft, der so was schreibt ... ;)
    Das freut mich, ich bin schon sehr gespannt, wie die Reaktionen ausfallen werden.
    Mal schauen, die Ideen gehen ja zum Glück so oder so nicht aus.

    Ja, ich meinte jetzt auch eher die Fälle, die wirklich bekannte InfluencerInnen sind und dann nur aus diesem Grund Angebote bekommen, obwohl in den Büchern sonst wenig Potenzial gesehen werden würde.
    Es gibt natürlich auch Positivbeispiele :)

    AntwortenLöschen