Mittwoch, 30. Oktober 2019

Frankfurter Buchmesse 2019


Ich war auch dieses Jahr wieder in Frankfurt zur Buchmesse und habe mich besonders über das Gastland Norwegen gefreut. Nicht nur dass ich früher einmal norwegisch lernen und am liebsten dort für eine Weile leben wollte, später habe ich dann auch eine gute Freundin aus Norwegen gefunden.
Selbst wenn wir im Moment kaum Kontakt haben, denke ich ganz oft an sie. :)

Ich hatte den Eindruck, dass viel mehr politische Diskussionen geführt wurden als in den Jahren zuvor. Aber wahrscheinlich trügt mich mein Eindruck und es lag nur an mir. Schließlich habe ich mir viele der politisch angehauchten Veranstaltungen aus dem Programm herausgesucht und besucht.

Hier ist meine kleine Ausbeute an Lesematerial, Notizbüchern & anderen nützlichen Dingen rund ums Buch oder fürs Büro, die ich mit nach Hause gebracht habe:



Das kleine Notizbuch mit dem weißen Cover hat Blumensamen im Cover und ist vollkommen biologisch abbaubar. Das heißt ich könnte es, nachdem ich es vollgeschrieben habe, in der Erde verbuddeln, pflegen und hegen und dann wachsen Blumen aus meinen Gedanken! Süß, oder? :D
Das mit dem Hasen drauf ist auch vollständig abbaubar und beide sind vegan. Nicht, dass ich meine Notizbücher hätte essen wollen ... ;). Nein, Spaß beiseite, Kleber wird wohl z.T. aus Tier gemacht. Wusstet ihr das?
Besonders cool finde ich den Locher. Außer im fröhlichen Schwarz gibt es ihn auch noch im tristen Grün, leuchtenden Blau oder schrillem Pink. Jedenfalls heftet er die Blätter zusammen in dem er das Papier mit sich selbst verfädelt. Schaut hier:



Und wenn man ihn umdreht und nochmal klammert, dann entfädelt er das Papier wieder.
Magie!
Bis auf das Sichtfenster ist er auch aus recyceltem Plastik und angeblich CO2 neutral hergestellt. Okay, er wird aus Japan importiert, das läuft also nicht ganz CO2 neutral ab. Und man kann nur bis zu 6 Blatt zusammenheften. Aber so an sich ist das eine ziemlich gute Erfindung, finde ich.

Ihr merkt schon, auch Umweltbewusstsein war ein ganz großes Thema auf der Messe.

Von den Veranstaltungen her fand ich die szenische Lesung mit Camara Joof und einer deutschen Schauspielerin sehr beeindruckend. In ihrem Buch, das leider bisher noch nicht übersetzt wurde, erzählt Camara Joof vom Aufwachsen mit ihrem Bruder in einer norwegischen Familie. Sie und ihr Bruder sind beide dunkelhäutig und sie erzählt von vielen kleinen und auch größeren Begebenheiten mit z.T. versteckten oder auch offenem Rassismus und auch unbewussten Kolonialdenken. Camara Joof hat auch von ihren Problemen beim Schreiben des Buches erzählt, ihrer Wut auf sich, ihre Lektorin und auf die Leser, weil es ihr schwer gefallen ist Worte zu finden, die aufwecken und Empathie bewirken, statt Schuldgefühle und Scham.
Besonders ist mir dieser eine Satz in Erinnerung geblieben:
"Guilt is a lowfrequenz feeling."
Hier der Link zu ihrer Seite, falls ihr neugierig geworden seid.

Ein wenig geärgert habe ich mich, als ich die Veranstaltung "PublisHer" gesucht habe, bei der es um Frauen in der Buchbranche weltweit ging. Im Programm stand, dass diese im Gastland Pavillon stattfinden würde. Doch als ich dort ankam war auf der großen Bühne eine ganz andere Veranstaltung, bei der ein Autor interviewt wurde. Etwas enttäuscht bin ich im Pavillon von Büchertisch zu Büchertisch gewandert, bis ich auf einmal Stimmen von der Rückwand gehört habe. Neugierig bin ich ihnen gefolgt und habe durch Zufall die Nebenbühne gefunden, auf der besagtes "PublisHer" stattfand, eine Diskussionsrunde verschiedener Frauen. Leider habe ich davon dann nur noch die letzten 5 Minuten mitbekommen und hätte es richtig gut gefunden, wenn am Eingang zum Pavillon ein Hinweis auf die Nebenbühne gewesen wäre. Oder wenn das im Programm erwähnt worden wäre. Letztlich habe ich mir gedacht, dass das ja ungewollte Comic ist, wenn die Frauen der Buchbranche sich beklagen, dass sie kaum gesehen werden und dann so gut versteckt werden. :P

Eine Diskussion zu "Future of indipendent Publishing" fand ich auch sehr interessant. Vor allem im Spiegel von totalitären Systemen. Zum Nachdenken hat mich hier die Aussage von Jürgen Boss gebracht, dem Direktor der Frankfurter Buchmesse. Er meinte, dass er rechtsgerichteten Verlagen nicht den Zugang zur Messe verwehren kann, solange sie sich innerhalb des deutschen Rechts bewegen. Es geht um Meinungsfreiheit und gegen Zensur. Dennoch wirft es für mich die Frage auf wie viel Toleranz und Offenheit gesund ist, wenn es um Menschen geht, die eben nicht jedem Menschen die gleichen Rechte einräumen.
Es ist ein Dilemma, auf das ich für mich noch keine befriedigende Antwort gefunden habe. Wie steht ihr dazu?
Diesen Diskussionsbeitrag hat Jürgen Boss auch noch einmal an anderer Stelle angeführt, bei einer Veranstaltung mit dem norwegischen Gastland. Ich glaube, es war die Veranstaltung "Wachsen an Krisen", bei der es darum ging wie kritische gesellschaftliche Ereignisse Literatur beeinflussen.

Also alles in allem war es für mich dieses Jahr eine sehr spannende Messe mit vielen neuen Eindrücken. Natürlich habe ich auch eine Menge neuer Bücher gesehen und ich denke, ich werde für mich und die Mädels das Buch Wonder Girls besorgen.
Die Photographin Paola Gianturco hat gemeinsam mit ihrer damals 11-jährigen Enkelin Mädchen aus aller Welt zwischen 10 und 18 Jahren interviewt, die sich für Bildung, Gesundheit, Gerechtigkeit oder Umwelt eingesetzt haben.
Auf der Messe habe ich den Beitrag über ein indisches Mädchen gelesen, den ich sehr, sehr spannend fand. Wenn ich es habe, werde ich es euch ganz sicher auf Instagram zeigen! Stay tuned! :D

Das Schönste auf der Messe waren aber die vielen Begegnungen und Gespräche mit den Menschen, mit denen ich mich dort getroffen habe. :)
Wer von euch war auch auf der Messe & wie waren eure Eindrücke?

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