Beim Aufräumen meiner Schreibdateien bin ich über das Projekt Als ob oder auch Theaterstories gestolpert.
Dafür hatte ich letzten Herbst das erste Kapitel geschrieben und einen Grobentwurf für die Handlung entwickelt. Inspiriert hat mich hier eine Nebenfigur aus Aale angeln, gemischt mit einer Figur aus The picture of Dorian Gray. Und obwohl ich die Story richtig spannend finde, habe ich es bisher nicht mehr weiterverfolgt. Auch weil ich mir nicht sicher bin, ob es nicht zu schräg und zu niederdrückend ist, als dass es wirklich jemand lesen wollte. Über weite Strecken wird ein Großteil der Gefühle nur in improvisierten Szenen aus bekannten Theaterstücken ausgedrückt (das ist der schräge Aspekt).
Aber am Ende gibt es auch ein herzzerreißendes Happy End - die Geschichte ist also nicht durchgehend niederdrückend. ;)
Naja, als kleiner Vorgeschmack habe ich hier für euch eine kurze Sequenz aus dem ersten Kapitel - ihr könnt mir gern in den Kommentaren hinterlassen, ob ihr weiterlesen würdet oder, falls nicht, was euch abgeschreckt hat.
Ich bin gespannt!
Ich lag im Dunklen auf meinem Bett und wartete bis es in der Wohnung endlich still wurde. Lautlos stand ich auf und schlich über den Gang in Davids Zimmer. Ohne Licht anzumachen lief ich an seinem Schreibtisch vorbei, auf dem ein aufgeschlagener Block lag. Kariert, vollgekritzelt mit kleinen Skizzen, Wörtern, Sätzen. Die Zeit, in der ich versucht hatte die geheime Botschaft hinter den Zeichen zu finden, war lange vorbei. Manchmal hatte ich geglaubt kurz vor dem Moment zu sein, an dem ich alles verstehen würde. Doch jedes Mal hatte die Bedeutung sich vor meinen Augen in Nichts aufgelöst. Bis ich es mir eingestehen musste. Es gab keine geheime Botschaft.
Obwohl ich das Blatt auswendig kannte, zog es mich magisch an und ich musste innehalten. In der Dunkelheit war es einfach nur schwarz.
Weiter, trieb ich mich an, nicht mehr hinsehen, nie wieder hinsehen. Vielleicht.
Ich schlich zu der Lavalampe neben Davids Bett, schaltete sie an und rollte mich auf der Matratze zusammen. Sein Kopfkissen presste ich gegen meinen Bauch, schaute dabei auf das rotschimmernde Licht und wartete. Es dauerte, bis das Wachs endlich flüssig wurde, aber ich hatte Zeit. Zeit für die Ewigkeit, um genau zu sein.
Wie David reagieren würde, wenn er jetzt durch die Tür käme und mich auf seinem Bett fände?
Bestimmt würde er so etwas sagen wie: Was machst du hier? Und ich würde antworten: Siehst du das nicht?
Oder er würde mich anfahren: Hast du sie noch alle? Verzieh dich, das hier ist mein Zimmer!
Nein, das würde er nicht. Er würde in der Tür stehenbleiben und mich ansehen. Und dann würde er ganz leise zu mir rüberkommen, sich aufs Bett setzen und mir über den Kopf streichen.
Hey, Kleine, würde er sagen. Du hast verdammt lange auf mich gewartet …
Und ich, ich würde nichts sagen. Ich würde ihn einfach in den Arm nehmen und nie wieder loslassen.
Aber er kam nicht. Nicht in dieser Nacht und auch in keiner anderen.
- Sayo
Auf Instagram habe ich auch ein Bild von Sayo hochgeladen, falls es euch interessiert.
Ich wünsche euch noch einen schönen Sonntag. Wir gehen später ins Kino - was habt ihr noch so vor?
Viele Grüße,
Kryps
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